Mit Sachen machen: Restholzstücke. Assemblagen von Anne Feuchter-Schawelka
Hölzer in vielerlei Gestalt – meist ausrangierte gedrechselte oder sonst wie bearbeitete Möbelteile, Gefäße, Fragmente von Gerätschaften, manchmal ergänzt durch Äste, Zweige, Wurzeln – nehmen die Betrachtenden in der Ausstellung mit auf besondere Reisen: In den neu arrangierten, unkonventionellen und ungewöhnlichen Zusammenstellungen mutieren die „Resthölzer“ zu Skulpturen und Collagen, zu Wesenheiten, die in der Verfremdung völlig neue Assoziationsräume eröffnen. Dennoch bleiben die Sorgfalt und Liebe, die den entsorgten Gegenständen einst entgegen gebracht wurden, auch als Teile einer kreativen und entrückenden Metamorphose weiterhin spürbar.
Anne Feuchter-Schawelkas Assemblagen, ihre der einstigen Nützlichkeit beraubten „Elemente“, sowie der Werkstoff Holz treten in vielerlei Weise mit anderen Ausstellungsobjekten im Haus in Beziehung.
Seit Anfang der 1990er Jahre wendet sich die Kulturwissenschaftlerin Anne Feuchter-Schawelka in ihrem Weimarer Atelier künstlerisch dem „Medium“ Holz zu, angeregt durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Xylotheken, Holzbibliotheken.
Passioniert sammelt sie seither aussortierte, unnütz gewordene oder der Vernichtung überlassene Reste von hölzernen Gegenständen, die nach dem Ende der DDR im Sperrmüll oder in Flohmärkten achtlos entsorgt wurden. Diese, häufig liebevoll gedrechselten Elemente, fügt sie seit unter Hinzufügung von aus der Natur stammenden Holzteilen zu phantastischen Bricolagen oder Assemblagen zusammen, die sie Restholzstücke nennt.
Sie gemahnen an eine Welt von animistisch belebten Wesen, wie Späher, Wächter, Derwische oder auch apotropäische Masken, aber so, dass der ursprüngliche Funktionszusammenhang der verwendeten Teile erkennbar bleibt und den Werken eine weitere Bedeutungsebene verleiht.
Die Buchhändlerin Anne Feuchter-Schawelka M.A. (*1948) hat nach ihrem Studium der Volkskunde und Kulturwissenschaften in diversen Museen und Projekten gearbeitet, wo sie sich intensiv mit dem Aufbau von Sammlungen beschäftigt hat. Hervorzuheben sind insbesondere ihre Forschungen und wissenschaftlichen Publikationen zum Thema der Holzbibliotheken. Hieraus ergab sich ihre Affinität zum Material Holz und seinen Verwendungsmöglichkeiten.
Dieser Neigung verlieh sie auch in künstlerischer Form Ausdruck: Anne Feuchter-Schawelka erschafft aus verworfenen Holzresten mehr als 300 phantastische Assemblagen: Ihr erstes „Restholzstück“ entstand 1993. Die aktuelle Exposition 2024 im Museum für Thüringer Volkskunde in Erfurt zeigt – von ihr selbst kuratiert - eine Auswahl dieser Arbeiten. Anne Feuchter-Schawelka ist dem Museum seit langem verbunden.
Sie kuratierte bereits zweimal Ausstellungen, in denen Teile ihrer privaten Sammlung von Keramikvasen der 50er-Jahre prominent vertreten waren: „Inspiriert vom Bauhaus: Die 1950er-Jahre-Vase in Ost und West“ (2009) und „Blumen und Vasen“ (2021). Auch mit ihren Henkelvasen hat sie sich künstlerisch auseinandergesetzt.
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27. Juni 2024 | 10:30 bis 13:00 Uhr
Sommerferienworkshop mit Holzbildhauer Florian Schmigalle (VBK Thüringen)
Begrenzte Teilnehmerzahl, Gebühr: 10 Euro inkl. Museumseintritt
Voranmeldung bitte bis 21.06.: per Telefon unter: 0361-655-5607 oder per E-Mail: volkskundemuseum@erfurt.de
11. Juli 2024 | 16:30 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung mit Anne Feuchter-Schawelka