Sieben Geschichten vom Glauben
Glaube und Religiosität sind Themen, auf die man in den Dauerausstellungen des Museums für Thüringer Volkskunde mehrfach trifft. Die Sonderausstellung des Hauses widmet sich einer sehr besonderen und aktuellen Sicht darauf.
Gezeigt werden Fotografien von Sebastian Hesse, die „Sieben Geschichten vom Glauben“ erzählen.
Schon von Berufs wegen kommt Sebastian Hesse, heute Chefreporter beim Mitteldeutschen Rundfunk, viel herum, arbeitete und lebte in Washington, London, Schanghai. Wie unglaublich lebendig Glauben, Spiritualität und Religiosität im Alltag sind, das erlebte Sebastian Hesse in den USA, wo er in den Jahren 2000 bis 2005 als Chefkorrespondent der ARD arbeitete und lebte. Überall begegnete ihm die Suche nach Sinn, nach Verbindung zu höheren Ebenen des Seins angesichts einer von materiellen Werten beherrschten Welt.
Einmal sensibilisiert für das Thema begegnet es ihm unentwegt. Schließlich durchquert Sebastian Hesse in den Jahren 2010 bis 2016 Europa und Asien, um abseits der großen Religionen dem Geheimnis des Glaubens auf die Spur zu kommen.
Von der Westküste Irlands bis zur Ostküste Chinas – über sieben Kulturkreise hinweg – dokumentiert er mit seiner Leica unterschiedlichste Ausdrucksformen von Spiritualität. Ihn fasziniert, dass Menschen, die aufrichtig an etwas glauben, was größer ist als sie selbst, offensichtlich mit ihrem Dasein zufriedener sind als rein materialistische Konsumenten.
Seine Reisen führen ihn abseits der institutionalisierten Religionen nach Großbritannien, wo er Druiden trifft, auf den heiligen Berg Croagh Patrick in Irland, zu den Büßerprozessionen der Semana Santa nach Andalusien, nach Griechenland in die orthodoxe Mönchsrepublik Athos, zu der nur Männer Zutritt haben. Der beeindruckenden mystischen Seite des Islam begegnete Sebastian Hesse in Indien und der Türkei. In China erlebte Sebastian Hesse den eindrucksvollsten Boom der Religionen. Im Konsumrausch der wirtschaftlichen Aufschwungjahre seit Chinas Öffnung und Reform ist, so sagt er, ein Sinnvakuum entstanden, das offenbar eine wachsende Anzahl von Menschen quält. Die während der Kulturrevolution geschliffenen Tempel sind liebevoll rekonstruiert worden und wieder Schauplätze gelebten Glaubens. Erstaunlicherweise ist das Christentum in China längst auf Siegeszug: Die katholische Kirche hat mehr Mitglieder als die Kommunistische Partei.
Sebastian Hesse dokumentiert in faszinierenden Schwarzweißaufnahmen an all diesen Stationen heilige Orte, Rituale, Begegnungen mit Gläubigen. Glaube, so sein Fazit, hat natürlich nicht zwingend mit Religion zu tun. Es geht darum, die innere Einheit wiederzufinden – auf sehr individuelle und doch frappierend universelle Weise. Davon sprechen seine Bilder: Ergriffenheit zeichnet die Gesichter der Porträtierten, Innigkeit, Ernsthaftigkeit und Versenkung, Mühsal beispielsweise beim strapaziösen Aufstieg zum Croagh Patrick oder auch einfach pure Freude.
Die Sonderausstellung im Museum für Thüringer Volkskunde ist eine Kooperation mit dem Mitteldeutschen Verlag, der unter gleichem Titel 2017 Sebastian Hesses Bild-Text-Band veröffentlichte. Ebenso in der Ausstellung zu sehen sind weitere Fotografien, die unter dem Titel „Credo“ eine achte Geschichte vom Glauben erzählen: in Deutschland entstandene Momentaufnahmen von Begebenheiten und Gemeinschaften, in denen Menschen Wege zu Verbundenheit und Orientierung suchen.
Die beeindruckenden Bilder laden die Betrachter zur Suche nach dem eigenen inneren Kompass ein.
In der Ausstellung stehen den Besuchern kostenfrei Audioguides zur Verfügung. Per Touchscreen sind weitere Fotografien und Informationen abrufbar, ebenso der Medienaufruf „Woran glauben Sie?“, an dem sich auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow beteiligte.
Sebastian Hesse …
… wurde 1963 nahe Hamburg geboren.
… ist seit mehr als 25 Jahren Journalist, langjähriger Auslandskorrespondent, u. a. in den USA, Großbritannien, Irland, China und derzeit Chefreporter Hörfunk des MDR.
… arbeitet außerdem als Dokumentar-Fotograf und "Travel writer", erstellt Bild-Text-Bände und Ausstellungen in Berlin, Frankfurt, London, New York, Washington.
Weitere Informationen zum Fotografen
Öffentliche Führungen
Jeden 3. Mittwoch im Monat, jeweils 14 Uhr im Museum für Thüringer Volkskunde:
- 19. Dezember 2018
- 16. Januar 2019
- 20. Februar 2019
- 20. März 2019
- 17. April 2019
Hörfunkreportage von Sebastian Hesse
23. Dezember 2018, MDR aktuell:
Die armenische Gemeinde in Halle/Saale, ein Beitrag in der Sendereihe „Akzente“
Ausstellungsrundgang und Gespräch mit Sebastian Hesse
Donnerstag, 24. Januar 2019, 14:30 Uhr
Veranstaltung für Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien
Buchpräsentation und Autorenlesung
Donnerstag, 24. Januar 2019, 19:30 Uhr
in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt (Domplatz 1)
Finissage
25. April 2019, 19:30 Uhr
Lesung und Gespräche
Filmvorführung
21.-24. Februar 2019, 21:15 Uhr
25.-27. Februar 2019, 16:45 Uhr
#Female Pleasure, Kinoklub Am Hirschlachufer Erfurt
Ein Dokumentarfilm über fünf junge Frauen, die jeweils einer der fünf Weltreligionen angehören und sich für Aufklärung und sexuelle Selbstbestimmung einsetzen – trotz Diffamierung, Verfolgung und Todesdrohungen.
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